sooo, nach den ganzen Turbulenzen der letzten Tage ist mein West-AX nun doch noch soweit in trockenen Tüchern.
Werner hat krankheitsbedingt die Tour absagen müssen. Echt schade Werner, dass Du nicht dabeisein kannst.
Meine neue AX-Mitfahrerin Sabine macht einen extrem netten und unkomplizierten Eindruck. Außerdem wollte ich schon immer eine eigene Ärztin mit auf dem Alpencross haben;-).
Da ich jetzt "Werkzeugverantwortlicher" bin muss ich meinen schicken Doppel-Flaschenhalter leider daheimlassen da ich den Platz für eine Satteltasche brauche.
wir sind gestern spät in der Nacht vom West-Alpencross zurückgekommen.
Mein Kopf ist noch voller Eindrücke die ich erstmal verarbeiten muss. In den Westalpen definiert man alle Grenzbereiche die der MTB-Sport bietet neu.
Wetter: Von Blitz und Donner am Grand Col Ferret und Schneegestöber am Col de la Seigne bis zu drückender Hitze und nichtvorhandenseins jeglichen Wassers auf der Via Alta erlebten wir auf dieser Tour alle möglichen Extreme des Wetters.
Tourlänge: Durch die Aufteilung der Tour in durchschnittlich 1800 Hm pro Tag fiel es uns erstaunlich leicht die 12 Tourentage zu absolvieren. Der Körper gewöhnt sich sogar ganz gut an die Belastung und es wären durchaus noch etliche Tage mehr drin gewesen.
Tragestrecken: Die Tour beinhaltet einige extrem lange Schiebe- und Tragepassagen. Z. B. trugen wir am Passo Losetta unsere Bikes mehrere Stunden auf den Rücken (zum Teil über Schneefelder). Was soll ich sagen? Das war richtig hart, aber letztendlich machbar.
Der Vanoise Nationalpark: Wegen des steilen Anstiegs ab Lac de Tignes und wegen des Bikeverbotes im Vanoise-Nationpark schoben wir unsere Räder insgesamt 4 Stunden. Probleme wegen des Bikeverbotes hatten wir keine. Im Gegenteil, der Betreiber des Refuge de la Leisse organisierte uns sogar telefonisch die Unterkunft im Rifuge Entre Deux-Eaux, da seine Hütte bereits voll war. Wir wurden lediglich darauf hingewiesen wegen des Bikeverbotes im Nationalpark nur schieben zu dürfen. Bei Einhaltung des Bikeverbotes bekamen wir allerdings ein Zeitproblem, weshalb ich auch bezweifle, dass die Zeitangabe von Zahn das Bikeverbot mit einkalkuliert.
Zeitangaben: Achim Zahns Zeitangaben einzuhalten halte ich für jeden normal trainieren Biker für unmöglich. Hier sollte mal auf jeden Fall Zeitpuffer von 1-2 Stunden (ohne Pausen) einkalkulieren.
Land und Leute: Wir trafen nur vereinzelt Moutainbiker und noch weniger deutsche Mountainbiker. Das war einfach nur noch erfrischend. In manchen Rifugios kam man sich wie in einem französischen Familienfilm beim gemeinsamen Abendessen vor. Toll.
Landschaft: Nach dieser Tour werden mir wohl die Ostalpen künftig wie ein Sandkasten vorkommen. Die Weite und Schönheit der Westalpen ist einfach nur noch atemberaubend.
Auf jeden Fall war dieser Alpencross ein echtes Abenteuer. Leute probiert einen AX in den Westalpen
Und hier kommen die ersten GPS-Tracks 1. Etappe: Martigny - Elena Hütte, 48 Km, 2.779 Hm
Mir war es schon etwas mulmig als wir die erste Etappe starteten. Lt. Zahn standen gleich 2600 Hm auf dem Programm. Die Höhenmeter, die bis Ferret auf Asphalt verlaufen, waren aber eigentlich kein großes Problem. Heftiger war der Regen, der uns kaum in Martigny losgefahren, einige Stunden hartnäckig begleitete. Im Tagesverlauf lies er zwar dann nach, aber kurz vor dem Col de Ferret erwischte uns zweimal ein heftiger Regenschauer. Einmal, kurz vor dem höchsten Punkt, sogar mit kräftigen Blitz und Donner. In der Elena Hütte angekommen zeigte mein Edge dann fast 2800 Hm an. Die größte Höhenmeter-Tagesleistung meiner bisherigen Bike-Laufbahn.
2. Etappe: Elena Hütte - Bourg St. Maurice, 67 Km, 1.950 Hm
Der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen schockierte uns dann doch etwas: alles WEISS - WINTEREINBRUCH. Hilft ja nix - warme Klamotten an, Zähne zusammengebissen und möglichst schnell weiter runter ins Tal, wo es wieder grüner wurde. Im Courmayeur warten wir dann ab bis der schlimmste Regen vorbei war und setzten unsere Tour fort. Das Wetter zeigte sich dann die nächsten Stunden etwas gnädiger und verschonte uns mit Regen. Am Col de la Seigne blies uns dann aber wieder ein heftiger Wind den Schneeregen ins Gesicht. Also zum zweiten mal an diesen Tag alles anziehen was wärmt und über den anfangs noch verschneiten und dann verschlammten Trail runter ins Tal. Trotz, oder gerade wegen der ganzen Widrigkeiten eine unvergessliche Etappe.
3. Etappe: Bourg St Mourice - Refuge Entre Deux-Eaux, 2.488 Hm, 51 Km
Diese Etappe ist wohl keine klassische Alpencross Etappe. Zunächst wegen Steilheit und dann wegen des Bikeverbotes in französischen Nationalpark Vanoise haben wir ab Lac di Tignes fast komplett insgesamt 4 Stunden geschoben. Landschaftlich war der Nationalpark allerdings ein einmaliges Erlebnis. Wegen des extrem langen Schiebanteils (und unseres etwas späten Starts;-) schafften wir es nicht bis Termingnon und übernachteten in den nicht empfehlenswerten Refuge Entre Deux-Eaux. Hier gehen um 21:30 buchstäblich die Lichter aus, sprich der Strom wird abgeschaltet. Außerdem weigerten sich die zwei älteren Damen mein GPS-Gerät aufzuladen, was uns am nächsten Tag eine vorgezogene und verlängerte Mittagspause in Termignon bescherte. Ich würde empfehlen diese Etappe sehr zeitig zu starten um dann in Termingnon zu übernachten. Einen guten Eindruck machte auch das leider ausgebuchte Refuge de la Leisse. Das Wetter passte an diesen Tag perfekt (uns sollte es für den Rest der Tour bleiben), lediglich die zahlreichen Schneefelder trübten den Genuß etwas.
Etappe04: Refuge Entre Deux-Eaux - Refuge I Re Magi, 2.192 Hm, 60 Km
Heute stand der Rest der gestrigen Etappe auf dem Programm und dann sollte es über den Col Vallee Etroite gehen. Eigentlich eine lösbare Aufgabe, aber durch die verlängerte Garmin-Auflade-Mittagspause kamen wir erneut erst um ca. 20 Uhr am schönen Refuge I Re Magi an. Landschaftlich war die Etappe aber wieder ein echtes Juwel.
Etappe 05: Refuge I Re Magi - Thures, 1324 Hm, 43 Km
Nach den doch recht knackigen Etappen der letzten Tage endlich mal eine entspannte Etappe. Am heutigen Tag stand lediglich der "Rest" der Chaberton-Etappe (die hat 3000 Hm und 104 Km) von Zahn auf dem Programm. Wir hätten uns kein besseres Refuge zum früher ankommen aussuchen können als das Posto Tappa La Fontana in Thures. Dieses abgelegen Refuge hat sich seine Ursprünglichkeit bewahrt, ohne jedoch dem Gast irgendwelche Einbußen an Komfort aufzubürden. Bei sonnigen Abendwetter entspannten wir im Garten bevor wir zu dem hervoragenden mehrgängigen Abendessen gerufen wurden. Hier trafen wir dann auch den ersten Mountainbiker: Philippe ein französischer Trail-Liebhaber.
Nach einem hervorragenden Frühstück im Refuge Posto Tappa La Fontana machten wir uns auf den Weg zum Col Mayet. Ein Schneefeld ersparte uns die Bachdurchquerung. Danach ging es wieder schiebend und tragend rauf zum Col Mayet. Eine noch recht gut erhaltenes Fort trohnt kurz unter dem Übergang. Etwas gruslig fand ich den noch gut erhaltenen Schützengraben mit perfekten Blick in das komplette Tal. Hier konnte sich wohl kein Italiener an den Franzosen unbemerkt vorbeischleichen. Nach dem Übergang führt ein größtenteils gut fahrbarer Wiesentrail nach unten. Plötzlich verlieren sich aber alle Markierungen und der Track führt einen durch offenes Gelände. Ohne GPS wären wir da vermutlich immer noch und würden nach dem Weg suchen. In Abries angekommen beschlossen wir nicht im Ort zu übernachten, sondern uns schon Richtung Passo Losetta eine Refuge zu suchen. Wir landeten schließlich im Refuge Monta - nettes Ambiente, aber Schlafplätze und Sanitäre Einrichtungen grenzwertig. Hier die Bilder unserer "Blumenwiesen"-Etappe
Etappe 07: Refuge Monta - Pontechianale, 1429 Hm, 30 Km
Heute stand der höchste Übergang der Tour auf dem Plan: der Passo Losetta mit 2872 Hm. Nach dem Asphaltende beschlossen wir, abweichend vom Zahn-Roadbook zur Monviso-Hütte aufzusteigen. Das waren zwar noch einige Hm zusätzliche Schieberei, die aber mit einer guten Hütteneinkehr und einigen fahrbaren Trailpassagen belohnt wurde. Dann stand er direkt vor uns: Der Monviso - der Cottische Kaiser, der stolze 3800 Hm in den Himmel ragt. Noch gut einen Kilometer weiter unten schoben wir über Schneefelder zunächst über den Passo Vallante und dann noch eine Etage höher über den Passo Losetta. Ein feiner Trail führte runter in das Vallone di Soustra bis zur Col-Angnell-Passstraße. Das nette Rifugio Savigliano war unser Ettapenziel dieses beeindruckenden Tages. Hier die Bilder:
Etappe 08: Pontechianale - Vernetti, 2072 Hm, 59 Km
Tja, bei einem "normalen" Alpencross hätten wir heute nicht mehr aufs Rad steigen müssen, bei unseren WestAX-Abenteuer standen uns noch 5-6 Tage bevor. Heute standen wieder reichlich Höhenmeter auf dem Programm, die aber ausschließlich auf Schotter und Asphalt verliefen. Zunächst eine lange Abfahrt ins Varaita-Tal und dann 1300 Hm Auffahrt zum Colle Sampeyre. Anschließend eine Abfahrt u. a. durch die landschaftlich beeindruckende Elva-Schlucht, von der ich schon viel gehört und gelesen hatte. Am Schluß machten wir dann noch ettliche Höhemeter bis zu unserer Unterkunft in Vernetti. Der Komfort, das Ambiente und die Lage des Posto Tappa Ceaglio toppte alles bisher dagewesene. Hier trafen wir auch viele Moutainbiker, die von Vernetti aus Tagestouren unternahmen. Hier die Bilder:
Die Höhen- und Kilometer-Angaben hörten sich relativ harmlos an. Entsprechend entspannt gingen wir die Etappe an. Erst ging es mal 1200 Hm rauf zum Colle d'Esischie. Am Colle di Morti(!) steht tatsächlich ein Marco Pantani Denkmal. Scheint sowas wie eine Pilgerstätte für Rennradler zu sein, jedenfalls sahen wir jede Menge davon. Als wir dann am Colle Valcavera auf eine alte extrem grobschottrige Militärstraße abbogen beschlich mich ein ungutes Gefühl. Die Gegend wurde immer gottverlassener. Nur alte, verfallene Militärstellungen und ebensolche Straßen gibt es hier oben. Nach einer guten Einkehr im Refuge Gardetta ging es dann richtig garstig auf der alten, richtig verfallenen Maira/Stura Kammstraße bergauf. Nach der Auffahrt kommt dann eine recht heftige Trail-Prüfung auf dem GTA bis man auf die Stura-Talstraße trifft. Die Übernachtungsmöglichjkeiten in Vinadio kann ich nicht empfehlen, zumal da auch noch an diesen Abend ein Bikertreffen - die mit Motoren - war. Besser schon vorher halt machen und z. B. im Posto Tappa Sambuco übernachten. Hier die Bilder:
Harte Etappe. Wir starteten deshalb tatsächlich sehr früh um diese Etappe komplett durchziehen zu können - und das war gut so. Erst stand ein langer Anstieg zum, Colle della Lombada auf dem Plan (1450 Hm). Dann rollten wir in den hässlichen Skiort Isolo 2000 runter, wo wir Mittag machten. Danach tauchten wir in die imposante Bergwelt der Bassa del Druos ein. Viel Schieberei, aber herrliche Landschaft und unzählige kleine Bergseen. Dann ein toller Trail ins Valle di Vallasco. Anschließend ein Rüttelmonster von einem alten Militärweg und am Schhluß nochmal ca. 300 Hm auf Asphalt zur heutigen Übernachtung im Posto Tappa Ostello del Parco. Harter, langer, aber schöner Tourtag. Hier die Bilder:
Etappe 11: Trinita - Rifugio Don Barbara, 1930 Hm, 45 Km
In uns reifte der verwegene Plan, die letzten 3 Zahn-Etappen auf 2 zusammenzufassen. Das neu eröffnete Refugio Don Barbara schien dies zu ermöglichen, da man sich so die Ab- und Auffahrten nach Limonetto und zum Rifuge Allavena einsparte. Über die für heute geplante Etappe wußte ich nur, dass wir bis zum Rifugion Don Barbara 15 zusätzliche Kilometer hatten. Über Wegbeschaffenheit und Höhenmeter verriet mir der GPS-Track nichts. Zunächst stand eine extrem steile Auffahrt mit Schiebestrecke zum Colle di Sabionne auf dem Programm. Die Abfahrt bis zum Tendapass war auch noch sehr entspannt. Doch dann kam es ziemlich dick. Falls Euch irgendjemand erzählt der Ligurische Grenzkamm sei toll zu fahren, glaubt Ihm nicht! Der Grenzkamm ist eine exrem grobsteinige Schotterpiste mit einem Gegenanstieg nach dem anderen. Die 15 zusätzlichen Kilometer bis zum Rifugio Don barbara kanmen uns deshalb wie eine Ewigkeit vor. Irgendwann spät abends kamen wir erschöpft an dem sehr gemütlichen Rifugio an, nahmen eine kalte Dusche und ließen uns das leckere Essen schmecken. Hier die Bilder:
Etappe 12: Rifugio Don Barbara - Ventimiglia, 1.831 Hm, 89 Km
So ganz sicher waren wir uns nicht ob wir es an diesen Tag bis zum Meer schaffen würden. Wir kamen jedoch gut voran und erreichten um die Mittagszeit die Abfahrtstelle zum Rifugio Allavena. Wir entschieden uns bis zum Meer durchzufahren Also weiter auf der alten Römerstraße Via Alta nach Ventimiglia. Die Via Alta darf man keinesfalls unterschätzen. Grobschottrig, verfallen, zum Teil über Bergwanderwege verlaufend, kostet diese Straße nochmal richtig viel Körner - und Zeit. Zusätzlich gibt es dort keine einzige Wasserstelle oder Einkehrmöglichkeit. Meine zwei Flaschen und die eine Zusatzflasche, die ich mir vom Rifugio Don Barbara mitgenommen hatte, waren bei der Hitze in den Seealpen bereits Mittags verbraucht. Gottseidank trafen wir unterwegs ein paar gute Seelen die uns mit etwas Wasser aushalfen. Nichtsdestotrotz kamen wir dem Mittelmeer nur sehr langsam näher und die Zeit lief uns davon. Den finalen Trail runter nach Camporossa fuhren wir bereits in der Dämmerung. Um ca. 21. Uhr erreichten wir dann doch endlich das Meer. Ein erfrischendes Bad mit Bike-Klamotten im Meer mußte aber trotzdem sein. Dann schnell Unterkunft besorgt und das nächste Restaurant aufgesucht, wo wir unseren Kohlehydrat- und Flüssigkeits-Haushalt wieder versuchten auszugleichen.
HAMMERHARTE Schlußetappe, aber den Nerv nochmal unterwegs zu übernachten hätte ich auch nicht gehabt. Tipp: Am Besten sehr früh starten und soviel Essen und vor allem Wasser mitnehmen wie Ihr tragen könnt. Hier die Bilder: